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März 04, 2020

Christiane Vidacovich

Eine Gute Nacht Geschichte....in Sachen Alter

Eine Gute-Nacht-Geschichte
Heute hat mich eine Pressefrau gefragt, wie ich das mache mit dem Alter und ob ich noch aktiv sei. Wie aktiv, dachte ich mir da. Es klang so ein bisschen nach dem Motto: Mit 75 ist man doch schon alt, oder,  und gehört eigentlich nicht mehr auf einen Bürostuhl mit eingeschaltetem Laptop und einem Smartphone, das nicht seniorengerecht in’s Hundertfache vergrößert und dessen Tasten so groß wie Hundepfoten sind.
Und sie staunte glaube ich auch, dass ich noch allein auf die Toilette gehen konnte, nicht mit Stock oder Wägelchen durch das Büro schlich, die Treppen noch alleine und ohne Treppenlift rauf und runterging und mir keine Härchen aus der Nase wuchsen. Leider hatte ich vor ein paar Jahren einen Herpes direkt im Ohr und bekam eine Gesichtslähmung, die noch ein wenig zu sehen ist.  „Aha, Schlaganfall. Kein Wunder in dem Alter“ sah ich auf ihrem Gesicht denken und tat auch nichts dergleichen, sie aufzuklären.
Im Laufe des Gesprächs stellte sich immer mehr heraus, dass sie sich darüber zu wundern begann, warum ich noch nicht 100 sei.  Schließlich war ich doch noch mitten im Krieg geboren (nein, nicht in den spanischen Erbfolgekriegen), bin in den Münchner  Ruinen herum gehüpft und mit meinen Kumpels Nägel und altes Papier sammeln gegangen, um sie an den Schrott- oder Papierhändler für 5 Pfennig zu verkaufen.
Und auch dass man sich alle Bücher, die man lesen wollte und nicht kaufen konnte, immer in der Leihbücherei  ( 30 Pfennig für eine Woche)  auslieh und diese Bücher mit dreckigen Kinderhänden und jede Menge  Eselsohren wieder zurückgegeben hat, was jedes Mal den Zorn der Leihbücherfrau hervorrief. Nein, eine Mediathek oder irgendwelche CD’s oder Rom’s hat es damals noch nicht gegeben, auch keine Firma namens  Amazon, obwohl die ja mittlerweile über den ganzen Planeten verteilt ist.  Und das Internet  mit all seinen Errungenschaften, war noch nicht mal in Abrahams Wurschtkessel.
Da hat die eigentlich sehr nette Pressefrau die Ohren gespitzt und sich meine Geschichten aus einer anderen Zeit fast andächtig angehört. Und darüber hat sie vermutlich auch vergessen, dass ich eigentlich in meinem Alter schon längst im Bett sein müsste.

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